Geschichte
Der Besuch des Buchbergfestes 1947 in Schnaittenbach war für einige junge Männer Anlass dafür, auch in Hirschau eine Plattlergruppe zu gründen. Der Heimat- und Trachtenverein "Stamm" Schwandorf erklärte sich erfreulicherweise spontan für die Einübung der Plattler bereit, so dass bereits am 15. August im Gasthaus Weich die erste Tanzprobe stattfinden konnte. Zu dieser Gruppe gesellten sich sehr bald die "Herzensdamen" der Burschen, wie auch andere interessierte junge Frauen, und neben den Plattlern wurden nun auch Volkstänze eingeübt.
Als Musikant konnte Schorsch Held gewonnen werden, der dem Verein bis zu seinem Tode 1977 stets treue Dienste leistete.
Gründungsmitglieder waren (nach mündlicher Überlieferung): Birner Alfons, Birner Wendelin, Dolles Sepp, Engelhardt Emil, Forster Georg (Bert), Häusler Max, Held Georg, Held (Kahrweg) Rosa, Kummer Ernst, Mader Karl, Meyer Lotte, Prößl (Mader) Berta, Siegert (Engelhardt) Hermine, Staudigl (Duschner) Frieda, Streber Fritz, Weich Hans.
Eine Lizenz zur Vereinsgründung wurde damals jedoch nur nach gründlicher Überprüfung durch die amerikanische Besatzungsmacht erteilt. Drei politisch unbescholtene Personen (Wendelin Birner, Georg Hauer, Franz Dolles) wurden gefunden, die sich als Bürgen zur Verfügung stellten; kommisarischer Vorstand war Wendelin Birner.
Am 17. Juli 1948 traf die offizielle Bestätigung ein. Der Verein gab sich den Namen Heimat- und Trachtenverein "Enzian" Hirschau und es wurde die "Miesbacher Tracht" getragen.
Die Aufnahmegebühr betrug 1,-- DM; der Beitrag belief sich für die aktiven Mitglieder auf 30 Pfennig und für die passiven Mitglieder auf 50 Pfennig pro Monat.
Am 20. Januar 1948 fand in der Gastwirtschaft Böckl die erste Mitgliederversammlung statt, in der erstmals ein Vorstand (Hans Wild) gewählt wurde. Bereits im Januar 1948 schloss man sich dem Gauverband Oberpfalz an und ist in diesem bis heute gut eingebunden.
Am 5./6. Juli 1952 feierte der Verein mit zahlreichen Gästen seine Fahnenweihe; Fahnenbraut war Elsa Haberl, Fahnenmutter Anni Lippert. Der Heimat- und Trachtenverein "Stamm" Schwandorf, mit dem seit Anbeginn (bis in die heutige Zeit) freundschaftliche Bande bestehen, übernahm die Patenschaft.
In der Folgezeit war ein rascher Aufschwung zu verzeichnen. Mit den Auftritten der Plattler- aber auch der Theatergruppe machte man sich schnell über die Ortsgrenzen hinaus einen guten Namen. Der alljährliche Faschingsball der Trachtler war aus dem gesellschaftlichen Leben nicht mehr weg zu denken. Mit dem aufstrebenden Fremdenverkehr wurden regelmäßig Heimatabende veranstaltet, bei denen allen Gästen das heimatliche Brauchtum, Volkstänze und Liedgut näher gebracht wurden.
Am 15./16. Juli 1957 wurde unter der Schirmherrschaft des damaligen Bürgermeisters Willi Bösl das 20jährige Bestehen mit einem Festzug und einem Heimatabend gefeiert, an dem verschiedene Brudervereine aus dem Gauverband mitwirkten. Gauvorstand Franz Forster aus Amberg, Gauehrenvorstand Paul Schuster aus Schwandorf, Landesvorsitzender Bergmann aus München, Gauvorstand Leykauf aus Regensburg und zahlreiche örtliche Ehrengäste nahmen ebenfalls an den Feierlichkeiten teil.
Im Laufe der Zeit besann sich der Verein auf seine Bodenständigkeit und legte den Beinamen "Enzian" ab. 1959 wurde eine neue heimatbezogene Volkstracht angeschafft. Die Gebirgstrachten landeten im Privatfundus der jeweiligen Besitzer.
Am 15./16. Juli 1972 feierte man das 25jährige Gründungsfest. Den Festabend gestalteten verschiedene Vereine des Gauverbandes Oberpfalz mit Musik- und Tanzdarbietungen. Ein großer Festzug bewegte sich am Sonntag durch die Ortsmitte von Hirschau. 2. Gauvorstand Hans Weiß vertrat den Gauverband Oberpfalz; Schirmherr war Bürgermeister Willi Bösl.
Gegen Ende der 70er Jahre entschloss sich der Heimat- und Trachtenverein, für seine Mitglieder die erneuerte Oberpfälzer Tracht anzuschaffen, wie sie bis heute getragen wird.
Am 8. Juni 1986 übernahmen wir mit großer Freude für unseren Bruderverein "Ehenbachtaler" Schnaittenbach anläßlich deren Fahnenweihe die Patenschaft.
Vom 18.-20. Juni 1987 konnte der Heimat- und Trachtenverein Hirschau sein 40jähriges Bestehen mit dem Gaufest feiern, unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Helmut Rösch. Der Heimatabend wurde vom Jubelverein, dem Patenverein "Stamm" Schwandorf und Patenkind "Ehenbachtaler" Schnaittenbach gestaltet. An dem stattlichen Festzug beteiligten sich neben den örtlichen Vereinen sehr viele Trachtengruppen aus der Oberpfalz, Niederbayern und Franken. Der Gauverband Oberpfalz repräsentierte sich durch die gesamte Gauvorstandschaft unter Gauvorstand Erich Tahedl, zahlreiche Gauehrenmitglieder und sämtliche Gauvereine. An diesem Fest wurde unsere restaurierte Vereinsfahne neu gesegnet.
Zum 50jährigen Vereinsjubiläum am 21. und 22. Juni 1997 wurde abermals das Gautrachtenfest des Gauverbandes Oberpfalz nach Hirschau geholt. Die Schirmherrschaft hatte wiederum Bürgermeister Helmut Rösch übernommen. Für den Festgottesdienst komponierte Vereinsmitglied Karl-Heinz Knorr eigens eine Messe, die von Frauen und Männern des Trachtenvereins Hirschau gesungen wurde. Ein großer Festzug führte unter Mitwirkung zahlreicher Vereine durch die Innenstadt. Der Gauverband Oberpfalz war durch Gauvorstand Erich Tahedl und die gesamte Gauverwaltung vertreten.
Nach mehr als einem halben Jahrhundert können wir auf ein Vereinsleben zurückblicken, das von Höhen und Tiefen geprägt wurde. Wir haben uns stets der Pflege von Tracht, Volks- und Brauchtum gewidmet.
So ist es uns gelungen, einige alte Bräuche in Hirschau wieder aufleben zu lassen, wie z.B. das Binden von Kräuterbuschen, die nach ihrer Weihe an "Maria Himmelfahrt" kostenlos an ältere Mitbürger verteilt werden. 2001 wurde erstmals auf unsere Anregung die seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Vergessenheit geratene Wallfahrt zur Vierzehn-Nothelfer-Kirche am Fest "Maria Heimsuchung" wieder durchgeführt. Auch der "Hirschauer Kirwa", die seit Jahren sehr im Argen lag, hat der Verein, zusammen mit dem TuS-WE, zu neuem Aufschwung verholfen.
Der Heimat- und Trachtenverein trägt wesentlich zum kulturellen Leben in unserer Heimatstadt Hirschau bei. Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, an örtlichen kirchlichen und weltlichen Festen teilzunehmen. Bei Altennachmittagen, Gartenfesten zugunsten behinderter Mitmenschen und im Seniorenheim sind wir ebenso gerne gesehen, wie beim Austanzen des Kirchweihbaumes oder bei Darbietungen in örtlichen Vereinen, um hier nur einiges zu nennen.
Im Vereinsleben werden aber auch Gemeinschaftsgeist und Geselligkeit sehr gepflegt. So findet einmal monatlich ein Vereinsabend statt, zu dem auch Gäste eingeladen werden. Immer wieder werden Kurse z.B. für das Nähen bodenständiger Trachten, oder das Anfertigen von Riegelhauben angeboten. Neben zahlreichen anderweitigen Veranstaltungen wird alljährlich ein mehrtägiger Vereinsausflug durchgeführt, der das gesellschaftliche Bild des Heimat- und Trachtenvereins abrundet.
Der Heimat- und Trachtenverein Hirschau e.V. hat derzeit etwa 200 aktive und passive Mitglieder, deren unermüdliche Einsatzbereitschaft uns auch weiterhin ein erfolgreiches Wirken ermöglichen und uns voll Zuversicht in die Zukunft blicken lassen getreu unserem Leitspruch:
Treu der Sitt' – Treu der Tracht – Treu der Heimat!